Die Flurnamen im Forst Zella-Mehlis
Hans-Joachim Köhler
Vorwort
Flurnamen dienen den Menschen seit ihrer Menschwerdung zur Orientierung und zur Identifizierung mit ihrer Umgegend, ihrer Heimat. Die ältesten schriftlich fixierten Flurnamen unseres Heimattales kennen wir aus der Grenzbeschreibung der Celle St. Blasii und ihres Bifangs von 1111, später dann werden weitere Flurnamen bei dem Tausch des Waldes 1357/58 genannt. Ab 1470 gibt es dann auch andere schriftliche Zeugnisse von Flurnamen aus den Erb- und Rodzinslisten.1 Ab dem 16. Jahrhundert haben sich bis in unsere Zeit Steuerregister und Katasterbücher erhalten, die Aufschluss über die Flurnamen, ihre Besitzer und ihre Lage geben. Wir nehmen als Beispiel das Erbzinsbuch Amt Schwarzwald von 1665.2 1792 wurden für den Forst die Berge mit Berg-Steinen versehen.3 Für 1861 und 1931 liegen zwei Karten mit den Forstorten des Zellaer Forstes4 bzw. die Bestandskarte des Thür. Staatsforstrevier Zella-Mehlis5 vor. Wenn man alle Flurnamen von Zella-Mehlis und ihre Veränderungen in diesen Zeiten auflistet, kommt man auf ungefähr 600 Flurnamen.
Für viele Zella-Mehliser gehören die Flurnamen ja zum Allgemeingut, über das man sich keine Gedanken mehr macht, sie sind einfach da. Ist dies aber auch für die kommenden Generationen so? Wer weiß denn heute noch genau, wo die Amtmannsbrache und die Amtmannswiese lagen? Wo genau lag das Köhlersgehäu? Wo lag das Forstrevier des Rothebachs und was hat er mit der Rodebachstraße zu tun, die doch ganz unterschiedlich geschrieben werden? Ganz unbekannt ist vielen Zella-Mehlisern der Flurname Nitz? Wo lag der Hainbrunnen? Lassen sie sich noch lokalisieren? 6
Einige Heimatforscher haben es schon unternommen die Flurnamen aufzuschreiben und diese Fluren zu beschreiben. Dr. Helmut Büchel beschreibt in seinen Büchern „Heimatgeschichtliches aus Zella-Mehlis“ und „Unterhaltsames und Historisches aus Zella-Mehlis“ aus der Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH Zella-Mehlis/ Meiningen 2003 und 2015 unter anderem einige Fluren und seine unterhaltsamen Erinnerungen und Erlebnisse, die er mit ihnen verbindet. Da ist z. B. auch der Lehrer Hans Gortan mit seiner 1957 geschriebenen wissenschaftlichen Hausarbeit „Die Flurnamen der Stadt Zella-Mehlis“. Da dieser Artikel, wie Helmut Büchel 2015 S. 171 schreibt, aber nicht zur Veröffentlichung frei gegeben ist, habe ich ihn darum auch noch nicht genutzt.
„Die Flurnamen im Forst Zella-Mehlis“ möchten nun allen Zella-Mehliser Bürgern und interessierten Heimatforschern einen kleinen Überblick und weitere Informationen über die Fluren im Zella-Mehliser Forst aus den Akten des 16. Bis 18. Jahrhundert und den Forstkarten von 1861 und 1931 geben. Ich nutze diese Forstkarten um einen Überblick und eine Systematisierung zu bekommen, die die Forstorte (FO) mit ihren Abteilungen und die Größenangaben beinhalten.
Diese beiden Karten bauen auf einander auf und zeigen Unterschiede und eigene Informationen. So können wir auf der Karte von 1861 die Ausdehnung des Holzlesebezirkes für die Mehliser Bürger erkennen, die auf der Karte mit roten Linien eingezeichnet sind. Die Mehliser Bürger durften in den Forstorten des Zellaer Forstes der Forstmeisterei Schwarzwald ihr Leseholz mit Handtransport nach Hause bringen und mit Hand- und Spanngeschirr den Sommerbach und das Farmenfleck von Zellaer Forst die liegenden Äste und auf der Brandleite, dem Pfanntal und dem Harzwald von Oberhofer Forst nur mit dem Spanngeschirr transportieren.
Es gibt genug Gründe diese Karten zu analysieren und ihre Flurnamen einmal systematisch aufzuschreiben, sie zu beschreiben und ihre Lage und Größe mit GPS-Koordinaten festzuhalten. Die in der Abb. 2 enthaltenen Grenzen der Forstorte auf der Karte können nun auch über den QR-Code im Internett über www.gpsies abgerufen und eingesehen werden. Hier habe ich die alten Grenzen aus den beiden genannten Karten rekonstruiert und auf die moderne Karte von MagicMapps mit den dazugehörigen Koordinaten übertragen. Diese kleine Arbeit ist eine Vorarbeit für eine Flurnamen-Datei, die dann alle bekannten Flurnamen beinhalten soll. Aber dies bleibt einer kommenden Zeit vorbehalten.
1 Erb-und Rodzins Amt Schwarzwald StAGo Kammer Amt Schwarzwald Nr.1.
2 Erbzinsbuch Amt Schwarzwald 1665 Flurbücher und Steuerbücher StAGo Nr.1315.
3 Berg=Versteinigung des Zellaer Forstes 1792, Th StAGo Kammer Amt Schwarzwald 189.
4 Der Zellaer Forst, Forstmeist. Schwarzwald … von C. Spätzel 1861. StA Z-M Karte Nr. 5.
5 Bestandkarte vom Thür Staatsforstrevier Zella-Mehlis mit der Größe von 2168, oo ha und dem Waldbestand vom 01.10.1931, StAZM 201/A4.2.
6 Links zu den Forstorten finden Sie im Anhang.